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Komik

Komik

Komik
Komik wird ausgelöst durch eine Inkongruenz von Soll und Ist bzw. von Bild und Ton. Aus diesem Kontrast entspringt etwas Widersinniges, Absurdes, das in der Art seiner Darstellung kein Mitleid hervorruft. Die komische Prämisse beschreibt die Kluft bzw. das Missverhältnis zwischen einer Erwartung, die aufgebaut wird, und der abrupten Konfrontation mit dem Unerwarteten. Im Wahrnehmen dieses Widerspruchs entlädt sich die gespannte Erwartung und verpufft zu einem Nichts. Die damit verbundene Erkenntnis äußert sich im Affekt des Lachens.
Die Wirkungsintention von Komik besteht somit darin, verborgene bzw. schmerzhafte Wahrheiten zu entlarven, Tabus zu brechen oder etwas Bekanntes wiederzuerkennen: Durch die Überhöhung einer Figur bzw. Situation distanziert sich der Zuschauer von ihr. Gleichzeitig kann er dadurch den darin enthaltenen wahren Kern erkennen.
Unterschieden werden drei Arten von Komik: situative, dialogische und körperliche Komik. Während Körperkomik (Slapstick) universal verständlich ist, funktionieren Situations- und Sprachkomik je nach kulturellem Kontext unterschiedlich.
Einmal ins komische Ungleichgewicht gesetzt, verselbständigt sich eine Situation oft bis zur Eskalation.

Techniken der Komik

Komik wird erzeugt durch:

  • unangemessenes Verhalten
  • Übertreibung (oder Untertreibung)
  • Behauptung des Gegenteils
  • verfälschende Verkürzung
  • Herstellen eines „schiefen“ Zusammenhangs oder Verwenden eines „hinkenden“ Vergleichs
  • Bilden eines Kontrasts zwischen Realität und Vorstellung
  • Entkoppelung von Ursache und Wirkung
  • Verwechslung, Missverständnis, Irrtum, Zufall
  • Erzeugen einer peinlichen Situation
  • Tücke des Objekts, die immer neue Varianten des Scheiterns hervorbringt
  • Provokation des Ungeheuren
  • Verschieben der Grenzen bzw. des Bezugsrahmens, Perspektivwechsel
  • Wiederholung und Crescendo, z.B. Running Gag oder Dead-Pan-Komik, bei der Situationen so lange gedehnt werden, bis sie ins Absurde umschlagen.

Komische Figuren

Komische Figuren verraten sich durch ihre verschobene Wahrnehmung. Denn Selbst- und Fremdbild stehen bei ihnen in krasser Diskrepanz zueinander. Dadurch entsteht eine Distanz zwischen der komischen Figur und dem Zuschauer: Die Komik empfindet nur der Zuschauer, nicht aber die Figur selbst.
Der ideologisch verengte Blick der komischen Figur auf die Welt offenbart ihre komische Perspektive. Diese kann beispielsweise sein: unerschütterliche Naivität, unbedingte Ehrlichkeit, Paranoia, chronische Unentschlossenheit, Geiz, Ignoranz, unbegründeter Pessimismus oder Optimismus, Schüchternheit, Pingeligkeit, generelles Misstrauen, eine Fixierung auf jemand oder etwas, reflexartige Impulsivität, eine Neurose, Hypochondertum, Größenwahn, Vergesslichkeit oder ein Fluch, mit dem die Figur behaftet ist.

Komischer Held

Der komische Held zeichnet sich durch eine ignorante Unverwundbarkeit und dem Fehlen jeglicher Selbstzweifel aus. Was auch immer er tut bzw. egal was passiert, er erholt sich immer wieder und triumphiert am Ende.
Ein weiteres Charakteristikum ist seine Verblendung, mit der er in grenzenloser Selbstüberschätzung und mit heiligem Ernst ein Ziel verfolgt, das objektiv gesehen nichtig, banal oder völlig aussichtslos ist. Indem der komische Held seinen subjektiven Glücksanspruch gegen den Widerstand der Umwelt behauptet, wird er zum Glücksritter, Hochstapler oder Held wider Willen.

Komische Konstellationen

Komische Konstellationen entstehen immer in der Kombination ’normal‘ mit ‚extrem‘: Entweder die normale Welt wird auf eine „unnormale“, d.h. komische Weise betrachtet oder eine „unnormale“, also komische Welt wird auf normale Weise betrachtet. Dabei setzt sich entweder das „normale“ oder das komische Prinzip durch.

Variationen:

Ein „normaler“ Protagonist

  • findet sich in einer komischen Umgebung wieder
  • muss sich mit einer komischen Figur auseinandersetzen
  • ist umringt von komischen Figuren
  • verwandelt sich in eine komische Figur, etwa durch Verwechslung oder Unfall. Ein typisches Beispiel sind Body-Switch-Geschichten.
  • wird in eine ihm kulturell völlig fremde Welt gesetzt, etwa durch eine Zwangsversetzung. Beispielsweise kommt ein Landei in eine Metropole oder umgekehrt ein Großstadtmensch in ein Kuhdorf. Die Folge ist ein Culture Clash.

Ein „komischer“ Protagonist

  • findet sich in einer normalen Umgebung wieder. Entweder passt sich der komische Protagonist seiner normalen Umgebung an oder er schafft es, die Umgebung an sich anzupassen.
  • muss sich mit einer anderen komischen Figur auseinandersetzen. Es kommt zum Widerstreit ihrer beiden unterschiedlichen komischen Perspektiven.

Lacharten

  • Das befreiende Lachen nach einer aufgestauten Spannung beschert dem Zuschauer einen Comic Relief.
  • Das kathartische Lachen bezeichnet ein emotional aufgeladenes Mit-Lachen des Zuschauers mit den Figuren. Im Miteinander Lachen fühlt sich der Zuschauer mit den Figuren verbunden.
  • Das vernichtende Lachen ist ein Verlachen ohne Sympathie. Indem es ein Lachen über eine Figur darstellt, richtet es sich gegen diese. Ein Beispiel für das vernichtende Lachten ist Schadenfreude.
  • Das bannende Lachen drückt die Ambivalenz oder das Unbehagen des Zuschauers gegenüber subversiver, politisch nicht korrekter oder tabubrechender Komik aus.
Further ReadingLiteraturempfehlung
  • Giglio, Keith: Writing the Comedy Blockbuster: The Inappropriate Goal. 2012.
  • Sedita, Scott: The Eight Characters of Comedy: A Guide to Sitcom Acting & Writing. 2014.
  • Vorhaus, John: The Comic Toolbox. How To Be Funny Even If You’re Not. Los Angeles, 1994. / Handwerk Humor. 2010.
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