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Titel
Der Titel ist die größtmögliche Essenz und Abstraktion eines Films. Er übermittelt die erste Information über die Geschichte und setzt damit unweigerlich Assoziationen in Gang.
Ein guter Titel besitzt auch eine dramaturgische Qualität. Er bezieht sich beispielsweise auf den Widerspruch, der das Thema beinhaltet (siehe z.B. „Fight Club“, 1999 oder „Biutiful“, 2010). Manchmal gelingt es, diesen Widerspruch in einem Oxymoron oder Wortspiel zu pointieren (z.B. „Zurück in die Zukunft“, 1985; „Keinohrhasen“, 2007). Die Filmtitel von Andreas Dresen – „Raus aus der Haut“ (1997), „Halbe Treppe“ (2002), „Sommer vorm Balkon“ (2005), „Wolke 9“ (2008), „Whisky mit Wodka“ (2009) oder „Halt auf freier Strecke“ (2011) – beinhalten durchwegs diese Dimension. Indem der Titel ein Geheimnis beherbergt oder eine Irritation auslöst, weckt er Neugier, wirkt ambivalent oder ironisch. Oft wird dieser Widerspruch pars pro toto formuliert, etwa wenn er ein Motiv oder einen Ausspruch des Films aufgreift.
Bestandteil des Titels ist häufig der Name der Hauptfigur, der dominanten Figur oder der zentralen Figurenbeziehung des Films. Alternativ können sich Titel auch auf ein Symbol, Zitat oder einen Schlüsselmoment des Films beziehen. Titel können aber auch die Prämisse oder den Konflikt des Films benennen. Indem sie das Setting, also den Ort bzw. die Zeit beinhalten, können sie zudem einen Hinweis auf das Genre oder den Stoff geben.
Durch die Verwendung eines Arbeitstitels (AT) wird signalisiert, dass es den Verantwortlichen vorbehalten bleibt, den Film noch umzubenennen.

Tagline
Die Tagline stellt einen Zusatz zum Titel dar, etwa auf Plakaten oder DVDs. Sie sollte nicht mehr als etwa acht Wörter umfassen und eine Ahnung vom Thema des Films vermitteln. Die Tagline kann auch aus einem Filmzitat bestehen.

Logline
Die Logline bringt die Geschichte in wenigen Worten auf den Punkt, ohne bereits das Ende vorwegzunehmen. Sie beinhaltet die Hauptfigur und deren Grundkonflikt bzw. Herausforderung. Beispiele für Loglines sind: „Ein Mann sucht seine Familie“, „Eine Nonne läuft Amok“, „Eine Lehrerin kämpft um ihre Ehre“.

Prämisse
Wenn man von der Essenz einer Geschichte spricht, meint man damit die Prämisse. Die Prämisse stellt die Autorin nämlich vor die Herausforderung, den Bogen der Geschichte in einem einzigen Satz zu verdichten. Ausgehend von der Hauptfigur und dem zentralen Antagonismus/Konflikt beinhaltet die Prämisse auch den Anstoß oder ersten Plot-Point sowie das Want der Hauptfigur. Ein wichtiger Bestandteil der Prämisse ist darüberhinaus, auch das Need der Hauptfigur bzw. das Thema der Geschichte sowie das Ende anzudeuten. Daraus ergibt sich eine (Erzähl-)Haltung, die der Autorin hilft zu erkennen, worum es in ihrer Geschichte eigentlich geht und warum sie so enden muss. Auf diese Weise dient die Prämisse der Autorin als Werkzeug, um die Handlung ihrer Geschichte auf das Wesentliche zu fokussieren und jede Szene in diesem Sinne zu hinterfragen. Der Begriff ‚Prämisse‘ wurde von Lajos Egri in seinem Buch „Dramatisches Schreiben“ (1946) geprägt.

Zentrale Frage
Die zentrale Frage (auch ‚Überfrage‘ genannt) wird durch den ersten Plot-Point aufgeworfen und spannt sich über den gesamten zweiten Akt, bis sie durch den zweiten Plot-Point beantwortet wird. Damit prägt die zentrale Frage den Film.

Ideenskizze
Die Ideenskizze stellt meist die erste schriftliche Fixierung einer Geschichte dar. Sie dient der Autorin allein dazu, die Ursprungsvision für sich selbst oder enge Mitarbeiter zu notieren und muss keinen formalen Ansprüchen genügen.

Synopsis
Die Synopsis sollte in einer Seite den inhaltlichen Kern einer Geschichte in möglichst prägnanter Form wiedergeben und dabei den Stoff, die Hauptfiguren, die Prämisse, den Konflikt sowie das Ziel umreißen. Ihr Stil ist neutral und nüchtern. Sie sollte das Ende andeuten, muss den Schluss aber noch nicht komplett enthüllen.

Plot-Outline
Die Plot-Outline ist ein Handlungsabriss und damit der erste Konzeptionstext einer Filmgeschichte. Sie vermittelt den zentralen Aspekt jedes Steps bzw. jeder Szene einer Filmgeschichte. Was soll in jedem Step / jeder Szene erzählt werden? Die Outline bringt das Wesentliche der Geschichte auf den Punkt. Erscheint eine Figur zum ersten Mal, wird sie in Großbuchstaben geschrieben und ihr Alter dahinter in Klammern angegeben.

Exposé
Das Exposé ist in der Regel der erste Verkaufstext einer Filmgeschichte und besteht aus etwa drei bis acht Seiten. Es dient dazu, das Potenzial einer Filmhandlung zu vermitteln und seine Leser „anzuteasen“.
Es konzentriert sich vorwiegend auf den Hauptplot sowie die (emotionale) Entwicklung der Hauptfigur(en) und beinhaltet bereits das Ende des Films. Die Herausforderung des Exposés liegt in seiner geforderten Kürze.
Figuren sollen mit wenigen Worten charakterisiert werden und dennoch nicht auf ihre bloße Funktion für die Handlung reduziert sein. Die Figurenbeschreibungen sollen nicht gesammelt am Anfang des Exposés stehen, sondern in dem Moment in das Exposé eingestreut werden, in dem die Figur zum ersten Mal in Erscheinung tritt oder wenn sie handlungstechnisch relevant wird. Namentlich benannt werden sollen nur die Hauptfiguren, während die Nebenfiguren nur in ihrer Rolle bzw. ihrem Verhältnis zur Hauptfigur bezeichnet werden, z.B. „ihr Vater“ oder „die Pfarrerin“. Zu viele Namen erschweren es der Leserin, der Handlung zu folgen. Die höhere Kunst der Figurenbeschreibung liegt darin, mit wenigen treffenden Worten den Charakter vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen zu lassen. Dazu eignen sich vor allem die Aktionen der Figur, da hier ihre Charakterisierung beiläufig und ohne zusätzlichen Text erfolgen kann: Allein durch die Wahl eines spezifischen Tätigkeitsverbs lassen sich Figuren prägnant beschreiben.
Eine weitere Herausforderung stellt die Etablierung des Erzähltons dar. Dieser kann im Exposé in erster Linie durch den gewählten Sprachstil vermittelt werden. Vor allem bei Komödien gestaltet es sich hier schwierig, die komische Tonalität zu vermitteln. Dies gilt umso mehr bei Komödien, deren Komik vorwiegend in den Dialogen besteht. Denn Dialoge sind im Exposé noch nicht ausgeführt (mit Ausnahme weniger prägnanter, zentraler oder typischer Dialogsätze, um den Text aufzulockern).
Aufgrund seines hohen Abstraktionsgrades besitzt das Exposé – anders als das Treatment oder Drehbuch – narrativen bzw. literarischen Charakter.
Sofern die Geschichte nicht bereits ausgearbeitet wurde, stellt es eine „Behauptung“ bzw. ein Versprechen dar: Ob die Figurenmotivationen und Wendungen tatsächlich plausibel sind, lässt sich aus dem Exposé meist nur schwer mit Sicherheit feststellen.
Bei einem Episodenfilm sollten die einzelnen Storylines eher nacheinander dargestellt werden, auch wenn sie im Film ineinander montiert werden sollen. So bleibt die Kontinuität der jeweiligen Erzählbögen erhalten.

Treatment
Als Zwischenstufe zwischen Plot-Outline und Drehbuch hat das Treatment einen Umfang von ca. 20 bis 25 Seiten. Während die Plot-Outline meist abstrakt bleiben kann und muss, muss das Treatment den Schritt zur Konkretion vollziehen: Es unterteilt die Geschichte in ihre einzelnen Szenen. Diese sind im Treatment in deskriptiver Weise angelegt und bilden in der Regel jeweils einen eigenen Absatz. Dies bedeutet, dass für jeden Handlungsschritt eine szenische Umsetzung gefunden werden muss. Damit vermittelt sich erstmals auch eine Vorstellung von der Erzählzeit, die der fertige Film in etwa umfassen wird, sowie dessen Erzählrhythmus. Alle Storylines sind in ihrer dramaturgischen Reihenfolge ausgeführt sowie alle Haupt- und Nebenfiguren involviert. Erscheint eine Figur zum ersten Mal im Treatment, wird sie in Großbuchstaben geschrieben und ihr Alter dahinter in Klammern angegeben.
Kann in der Plot-Outline eine Lücke oder Problemstelle der Handlung, der es an Plausibilität mangelt, unauffällig übersprungen und somit versteckt werden, ist dies im Treatment bereits schwerer möglich. Da hier zwar alle Szenen aufgeführt, diese jedoch noch nicht ausformuliert sind, lassen sich Schwächen immer noch bis zu einem gewissen Grad verbergen. Zentrale und inhaltlich wichtige Dialogsätze sind in komprimierter Form und vorwiegend in indirekter Rede enthalten, während detaillierte Szenenbeschreibungen und die Dialogebene erst im Drehbuch relevant werden.

Szenen-Treatment
Das Szenen-Treatment unterteilt die Handlung in ihre einzelnen Szenen, die jedoch noch nicht szenisch ausgeführt sind. Die Szenenüberschriften können aber bereits angegeben werden.

Scriptment
Ein Scriptment bezeichnet das Übergangsstadium zwischen Treatment und Drehbuch bzw. eine Mischform aus beidem. Es bietet entweder die Möglichkeit, bereits vollständig ausgearbeitete Szenen neben noch nicht ausgearbeiteten Szenen zu stellen. Oder es erlaubt, bereits ausformulierte Dialogpassagen in die Szenenbeschreibungen zu integrieren.

Further ReadingLiteraturempfehlung
  • Eick, Dennis: Exposee, Treatment und Konzept. Konstanz 2005.
  • Frey, James N.: How to Write a Damn Good Novel: A Step-By-Step No Nonsense Guide to Dramatic Storytelling. 1987. / Wie man einen verdammt guten Roman schreibt. 2016.
  • 3 Responses to Textarten

    1. triptychon 26. Januar 2016 at 16:26 #

      Könntet ihr bei »Textformen« bitte ergänzen, wozu jede Form dient, insbesondere an wen sie sich richtet? Sind es Hilfestellungen im Entstehungsprozess, sind es Anweisungen für Teammitglieder, Werbebotschaften für Publikum oder Produzenten, etc.?
      Das ist mir z.T. nicht klar, somit hängt der schöne Eintrag etwas in der Luft.

    2. LeonTee 31. Januar 2016 at 17:30 #

      Als erstes steht beim Treatment der VORTEXT. Dazu finde ich in diesem tollen Wiki leider nichts.

      • DramaQueen 1. Februar 2016 at 16:16 #

        Der Vortext kann z.B. ein Prolog sein, ein einleitendes Zitat, eine vorangestellte Figurenbeschreibung oder Synopsis oder das initiale “AUFBLENDE” bei einem Drehbuch.