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Spannung

Spannung

Spannung
Mit dem dramaturgischen Begriff der Spannung wird ein Zustand der Unentschlossenheit oder Ungewissheit, oft auch des Wartens bezeichnet. Spannung erzeugt eine kalkulierte Ungewissheit über den Ausgang, eine unsichere Erwartung eines Ereignisses. Ein Wesensmerkmal von Spannung ist daher die Kunst des Verzögerns: Durch eine Retardierung der Handlung am Scheitelpunkt einer Aufklärung, im Moment der Konfrontation oder auf Messers Schneide zwischen Niederlage oder Sieg kann der Spannungsbogen gezielt verlängert und die Spannung gesteigert werden. Dazu wird oft das Mittel des Cliffhangers eingesetzt. Den Moment der höchsten Spannung in einem Film stellt die Klimax dar.
Je nach dem Verhältnis der Wissensstände von Protagonist und Zuschauer ergeben sich unterschiedliche Spannungseffekte (siehe auch Suspense, Surprise).
In seiner engeren Definition bezieht sich der Spannungsbegriff dabei auf den Fall, dass der Zuschauer auf dem gleichen Wissensstand des Protagonisten ist.

    Suspense
    Suspense stellt das Gegenteil von Surprise dar. Sie beruht darauf, dass beim Zuschauer eine wichtige Information gezielt gesät wird, die der Figur jedoch vorenthalten wird. Suspense stellt einen Eigenaffekt bzw. eine dramatische Ironie dar, da sie den Zuschauer in eine überlegene Position versetzt und ihm einen Wissensvorsprung gegenüber dem Protagonisten verschafft. Das bloße in Aussicht stellen einer diffusen Gefahr bewirkt jedoch noch keine Suspense. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, muss ihre Wahrscheinlichkeit betont werden, ihre existenziellen Konsequenzen konkretisiert werden und der Zeitpunkt ihres Eintretens unmittelbar bevorstehen. Erst wenn sich im Kopf des Zuschauers eine fest umrissene Vorstellung vom in der Luft liegenden Unglück bilden kann, regt sich seine Antizipationsfähigkeit: Der Zuschauer nimmt in seinen Gedanken den befürchtenden Handlungsschritt vorweg. Während er der ausstehenden Auflösung entgegen bangt, stellt er konkrete Hypothesen an, baut eine Erwartungshaltung auf und entwickelt Neugierde über den weiteren Verlauf. Seine intellektuelle und emotionale Beteiligung erhöht sich. In ihm wird das Bedürfnis geschürt, die betroffenen Figuren zu warnen. Der Zuschauer wird so in einen Zustand passiver Kontrolle versetzt: Seine Hilflosigkeit, die ihn zum Zusehen verdammt, nötigt ihn zu geistigen und körperlichen Anstrengungen. Mehr zu wissen bedeutet in diesem Fall auch mehr zu fühlen, Suspense und Empathie befördern sich gegenseitig.
    Eine weitere Voraussetzung für Suspense ist, dass die Hoffnung auf einen guten Ausgang gewahrt bleibt. Gibt es keine Hoffnung auf Rettung mehr, weicht das dramatische Vergnügen, das dem Zuschauer durch die Suspense geboten wird, Verzweiflung und Resignation. Die ängstliche Vorahnung einer Katastrophe muss sich also die Waage halten mit einer lustvollen Hoffnung, dass das Unheil doch noch abgewendet werden kann.
    Im Zustand der Suspense ist der Zuschauer somit gefesselt zwischen der Angst vor der Bedrohung, der Sorge um den Protagonisten, der Erwartung der Auflösung und der Hoffnung auf eine Wendung zum Guten. Da er insgeheim jedoch weiß, dass er einem fiktiven Geschehen beiwohnt, stellen diese Vorgänge einen Lustgewinn für ihn dar.
    Bereits Aristoteles analysierte die Wirkungsmechanismen von Suspense, die er als Kombination von Phobos – übersetzt als Schauder, Furcht oder Schrecken – und Éleos – übersetzt als Jammer oder Mitleid – verstand. Das berühmteste Beispiel für Suspense ist die Hitchcock’sche Bombe, von der nur der Zuschauer weiß, dass sie in wenigen Minuten explodiert. Genres, die sich über die Wirkungsweise von Suspense definieren, sind Thriller und Horrorfilm.

      Surprise
      Surprise stellt das Gegenteil von Suspense dar.
      Das Funktionsprinzip von Surprise ist, dass der Zuschauer über weniger Informationen verfügt als bestimmte Figuren. Dieser Zustand des Unwissens und „Im-Dunkeln-Tappens“ führt zu einer überraschenden Enthüllung bzw. Schlusswendung für den Zuschauer. Das Genre, in dem das Mittel der Surprise vorwiegend zum Einsatz kommt, ist der Krimi.
      Es ist auch möglich, Surprise mit Suspense zu kombinieren: Geschieht die Auflösung von Suspense in unerwarteter Weise, so läuft die Antizipation ins Leere und ein Überraschungseffekt tritt ein.


        One Response to Spannung

        1. Sahar Raie 17. Januar 2016 at 17:59 #

          Ich werde Euch hier noch einen langen Kommentar hinterlassen (sobald ich mehr Ruhe habe).

          In diesem Augenblick muss ich einfach zum Ausdruck bringen, wie wundervoll und hilfreich diese Seite (Eure Arbeit) für mich und meine Projekte ist. Hier kann ich alle nötigen Informationen für meine individuellen Bedürfnisse zusammenstellen und Schritt für Schritt Wissenslücken schließen.
          Ihr könnt euch garnicht vorstellen, wie sehr Ihr mir geholfen habt.

          Ich bin DANKBAR.

          Liebe Grüße, Sahar