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2 Responses to Film und Dramaturgie

  1. Ron Kellermann 5. Januar 2013 at 23:23 #

    In einem Interview in der ZEIT zitiert Andreas Dresen Wolfgang Kohlhaases Definition des Begriffs Dramaturgie:

    „Dramaturgie ist ein System von Regeln gegen die permanente Bereitschaft eines Publikums, sich zu langweilen.“

    Schön, oder?

  2. Christian Milz 23. Juli 2015 at 09:08 #

    Ein katastrophales Defizit in der Dramaturgie betrifft Büchners Woyzeck-Fragment. Nicht ein einziger Text, keine einzige Aufführung nimmt Büchners Dramaturgie mit der die gleichsam rituellen Hinrichtung, Opferung einer weiblichen Hauptfigur, die gleichzeitig merkwürdig blass und unbestimmt bleibt, adäquat zur Kenntnis. Um diesen Kern in dem 1. Handschriftenentwurf fügt Büchner dann weitere Szenen, die freilich jene ursprüngliche Dramaturgie, hat man sie einmal auf dem Schirm, keineswegs modifizieren, geschweige denn gravierend umstülpen. Niemand traut sich da heran; der Mordkomplex, der ein Drittel der 1. Entwurfsstufe beansprucht, wird allenthalben entschärft durch das Sozialdrama, historisierende Bezüge usw. Obwohl alle Handschriftenentwürfe, insbesondere der letzte, die sogenannte Hauptfassung, auf dem Höhepunkt der Handlung die Beziehung zwischen Täter und Opfer als die von Kind und Mutter darstellt und zwar offen. Technisch gesprochen: Das Woyzeck-Fragment enthält explizite allegorische Textpassagen (Liedtexte, Märchenparabel) und muss deswegen als Ganzes in Bezug auf eine allegorische Dimension hinterfragt werden. Ich würde mich freuen, wenn mein Hinweis eine Diskussion unter kompetenten Dramaturgen anstoßen könnte. Die geisteswissenschaftlichen Folgerungen aus Büchners Text mit dem verdeckten Muttermord und den dazugehörigen verschiedenen Motiven und Anklagen (u.a. sexueller Missbrauch) sind noch nicht einmal andiskutiert …